Wer diesen Fleckchen Erde nicht ehrt, dem ist Naturschutz kein Wert.
Gesucht: Blühende Vielfalt am Wegesrand.
Gefunden: Überpflegte Wegesränder inmitten vieler Maislandschaften.
Zum Idealbild unserer durch Äcker und Wiesen geprägten Kulturlandschaft gehören bunte Wiesenblumen, Schmetterlinge, Hummeln, Bienen und unsere heimischen Singvögel. Leider hat sich vielerorts die Wirklichkeit sehr weit von diesem Ideal entfernt. Keine andere Lebensgemeinschaft ist stärker bedroht als die der Agrarlandschaft. Aus Wiesen sind Grünäcker geworden, das Vieh ist in Ställen verbannt und Weiden fast verschwunden, und aus dem mit Kräuter besetzten Acker ist eine monotone- Maislandschaft entstanden.
Der Feld- und Wegrain, mal breit, meist schmal, ist in vielen Formen vorhanden.
Einst waren Wege und Wegrand ein gemeinsamer Naturraum, Teil einer Landschaft, ehe Beton und Asphalt die Wege überzogen. Heute ist der Feld- und Wegrain eine kaum beachtete Reliquie, Zeugnis und Überbleibsel einer Rest Natur. Feld und Wegraine sind ein so offensichtlicher Bestandteil der Kulturlandschaft, und doch schenkt man ihnen nicht immer die Beachtung die sie verdienen. Der Wegesrand begleitet Feld-Forst oder Fahrradwegen, genauso wie Landstraßen oder Autobahnen. Der Wegesrand ist eine mögliche Pufferzone zwischen dem Wege und einer Nutzung oder Bewirtschaftung der Landschaft. Manchmal zeigt dieser Rest Lebensraum ein letztes Zeichen einer beeindruckende Schönheit und Kraft, einer sich im Rückzug befindliche Natur. In einer Landschaft, die einem immer höheren wirtschaftlichen Druck ausgesetzt ist, bieten Wegraine – ökonomisch betrachtet – keinen Nutzen. Gerade deshalb könnten sie Inseln der Vielfalt, Lebensraum von Bienen, Schmetterlingen, Rebhühnern und anderen Vertretern einer reichhaltigen Pflanzen- und Tierwelt sein. Der Wegesrand könnte ein wertvoller Saumbiotop sein. Doch in Luxemburg ist auch an den Feld- und Wegrainen eine Vielfalt an Lebensformen immer seltener zu beobachten. Ein meist schmaler Reststreifen an Natur, offenbart ein sehr gestörtes Verhältnis einer modernen Gesellschaft zur Natur. Respektlos mit Müll versehen, ausgebeutet und benutzt bis zum letzten Millimeter, gepflegt und verstümmelt, abgespritzt um jegliches Leben zu unterbinden.
Schon sehr früh im Jahr gibt es die sehr Fleißigen am Wegesrand, nicht die Honig oder Wildbiene ist gemeint, nein wichtige Vertreter aus der heimischen Fauna finden an diesen Wegrändern (die ich beobachtete) meist so kein Gefallen. Es gibt in den Gemeinden den Service Technik, wo die besonders Eifrigen schon ab Anfang April sich mit Erfolg für jegliches Unterbinden eines Wildwuchses entlang von Wege bemühen. Immer wieder, bis zum Herbst werden so diese Pflegeaktionen fortgesetzt. Resultat dieses Fleißes und Gründlichkeit, ein Wegrand, der an einen Golf oder Parkrasen erinnert, den Bienen und anderen Lebewesen bleibt keinerlei Lebensraum.
Luxemburg verfügt über ein ausgedehntes und stetig wachsendes Straßen und Wege Netz, indem auch ein deutlicher Zuwachs an Fahrradwege zu verzeichnen ist. Die Biodiversität dagegen ist in den meisten Landschaften von Luxemburg deutlich im Rückzug. Bieten Feld- und Wegraine
der Natur wenigstens eine kleine Zuflucht Möglichkeit ? Dieses war eine von vielen Frage Stellungen, die mich bewogen um Wegeränder entlang von Feld und Fahrrad Wege im Westen von Luxemburg etwas genauer zu beobachten. Zu diesen Beobachtungen zählten fast alle Fahrradwege der Gemeinden Beckerich, Ell, Garnich, Helperknapp, Hobscheid, Käerjeng, Mamer, Préizerdaul, Redingen, Rambruch, Saeul, Steinfort, Useldingen, Vichten, wie Wahl. Die Fahrradwege wanderte ich teilweise mehrmals ab, und dokumentierte diese mit Fotos. Zu meinen Beobachtungen gehörten auch sämtliche Feldwege in den Gemeinden Koerich, Hobscheid und Steinfort, sowie einige kommunale Grünanlagen. Zu meiner Auswahl zählten nur die Wege Infrastrukturen die einer Land/Forstwirtschaftlichen oder Freizeit Nutzung dienen. Straßen, die Sicherheit, Winterdienst und anderen Argumenten Rechnung tragen müssen, habe ich generell aus intensiveren Beobachtungen ausgeschlossen. Bei über 300 Kilometer Wegraine, entlang den Fahrradwegen (plus Feldwege), gab es für mich bald eine nüchterne aber deutliche Erkenntnis. Neben einigen (zum Teil überpflegten) Hecken und Baumgruppen, die noch an einigen wenigen Wegränder anzutreffen sind, gibt es hier ansonsten wenige Lebenszeichen von natürlichen Lebensformen. Meist sind alle Wegraine wie die Grünanlagen extrem überpflegt, ein Spiegelbild der sonstigen Kulturlandschaft, mit wenig blühender Vielfalt.
Pflegezwänge an Wegränder, Grünanlagen und Hecken.
Es scheint in Luxemburg ein unermüdliches kommunales Bemühen zu bestehen, ob am Weges Rand oder in eine Grünanlage, ein total gepflegtes, ein womöglich ganzjähriges immer grünes Bild zu bieten. Grün wird mit Natur gleichgestellt. Dieses in unserer Gesellschaft weit verbreitetes Bild führt deutlich zu einem regelrechten Pflegezwang an den Wegrändern, Grünanlagen wie auch Hecken. Was bedeuten diese übermäßige Pflege Maßnahmen für die Natur, für die verschiedenen Lebensräume. Welche Pflege ist an den Wegrändern überhaupt notwendig, welche überflüssig. Dies versuche ich an Hand von einigen konkreten Beispielen im folgenden Beitrag darzustellen. Darüber versuchte ich auch zu ergründen, wer fordert, wer braucht, oder wer verlang welche Pflegemaßnahmen entlang dieser Wege. Aus diesem habe ich viele Gespräche mit Nutzer dieser Feldwege, und eine kleine Umfrage bei Verantwortliche für die Pflege Arbeiten im kommunalen Dienst geführt. Siehe Umfrage bei den 16 Gemeinden
Das Herausreißen von ganzen Pflanzen oder von Wurzelstöcken sowie ein Abrennen oder Abspritzen von Hecken ist in der Grünzonen in Luxemburg ganzjährig verboten. Sogar der Heckenschnitt verbietet das Naturschutzgesetz, vom 1. März bis zum 30. September in den Grünzonen. Einen Schutzstatus besitzen Weg Raine nicht, hier darf immer und alles gemäht werden, außer eben den Hecken und Bäumen. Entlang der Fahrrad und Feldwegen wird nicht nur sehr früh gemäht, es wird auch sehr viel und alles was möglich ist wird abgemäht, bis auf Hecken Bäumen und Zäunen.
Entlang von Weidezäune gestaltet sich die maschinelle Mahd schwierig, so bieten Zäune den Wildblumen und Gräser einen kleinen Schutz an. Weidezäune prägen seit der Nutztierhaltung unsere Landschaften.
Doch auch dieses Kulturgut verschwindet immer mehr. Wirtschaftliche Bedingungen erfordern immer größere Nutzung Parzellen, veränderte Haltungsformen in der Milchwirtschaft, führen zu immer weniger genutzten Weidenfläche, besonders für Kühe.